Indonesien                    Von Timor nach Bali
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Am 24.6.05 bei Tagesanbruch ankern wir 520 Seemeilen von Darwin entfernt vor Kupang (West-Timor). Ein Agent erwartet uns an Land, um die nötigen Formalitäten des Einklarierens zu erledigen. Seine Botschaft lautet, dass wir mit dem Schiff in den Handelshafen nach Tenau fahren müssen, nur dort seien die verschiedensten Beamten verfügbar. Doch wir erreichen, dass diese zu uns aufs Schiff kommen. So sitzen 6 Offizielle bei uns im Cockpit, füllen Formulare aus, stempeln die Pässe und in-spizieren Schubladen und Schränke. Wir erhalten viele Zettel, welche x-mal kopiert und mit zusätz-lichen Stempeln versehen werden müssen. Bis unser  Agent alles zusammen hat dauert es  „nur“ zwei Tage. Zwischenzeitlich versuche ich auf dem Markt Früchte und Gemüse einzukaufen. Die Auswahl ist recht gut, die Schwierigkeit besteht darin, dass ich kein Indonesisch spreche und niemand Englisch versteht und die Preise verhandelt werden müssen. Die  indonesischen Zahlen habe ich gelernt, aber das Verstehen und Handeln ist nicht einfach. Vom vorgeschlagenen Preis muss man einen Drittel oder maximal die Hälfte bieten, dann geht’s langsam aufwärts bis man sich einig ist. Ich habe sicher meistens den doppelten Preis als üblich bezahlt, dies aber unter „direkte Entwicklungshilfe“ abge-bucht.   

Unser nächstes Ziel die Insel Lomblen (auf einigen Karten Lembata oder Kawula genannt) erreichen wir nach einem Übernachttrip. In den engen Passagen zwischen den Inseln herrscht meistens eine starke Strömung, wenn man Glück hat läuft sie in Fahrtrichtung. Vor der Stadt Lewoleba sehen wir Hunderte von schwimmenden Plastikflaschen in Reihen. Dies ist eine Perlenzucht. Wir werden auf unserem Weg durch die Indonesische Inselwelt immer wieder solche ausgedehnten Flaschenfelder antreffen und sehr aufmerksam unsere Ankerbuchten anlaufen. Manchmal wurden wir von den Einhei-mischen durch eine nicht immer ersichtliche Passage zwischen den Flaschen  zum Ankerplatz gelotst.

Wir segeln an Lewoleba vorbei noch etwas tiefer in die Bucht hinein und finden einen guten Platz am Fuss des 1430m hohen rauchenden Vulkans Gunung Jli Api. Einige Fischer fahren in ihren Auslegerkanus vorbei und winken. Im Gegensatz zu den Kanus in Französisch Polynesien mit einem seitlichen Ausleger habe die Boote hier beidseits einen.

Am nächsten Morgen werden wir beim Frühstück durch einen Knall aufgeschreckt, später nochmals. Wir sehen vorerst nichts, bis wir realisieren, dass die Fischer hier (verbotenerweise) mit Dynamit fischen. Lomblen sei von Spitzbuben bewohnt, ist  der Kommentar den wir auf den anderen Inseln hören.

Vor dem kleinen Ort Pasar Angerèling auf der Insel Solor finden wir einen guten Ankerplatz. Unser Dorfrundgang ist sehr interessant, treffen wir doch einen englischsprechenden Einheimischen, der uns zur Schule, katholischen Kirche, zum Brunnen und zum (leider heute nicht aktiven) Markt führt. Alles ist sehr sauber und ordentlich.

Zwischen Adonara und Flores im Selat Larantuka steht der Strom gegen uns. Das Wasser wirbelt und gurgelt um uns herum. Wir laufen unter Motor mit 8 Knoten Fahrt, aber über dem Grund machen wir nur knapp 2 Knoten, d.h. wir haben 6 Knoten Gegenstrom!  Leider fanden wir keine präzisen Unter-lagen um die Richtung der Strömung im Voraus zu berechnen.

Flores ist eine langgezogene Vulkaninsel. Noch immer sind 14 davon aktiv und 1992 wurde die Stadt Maumere von einem Erdbeben und einer anschliessenden Flutwelle völlig zerstört. Das Ankern ent-lang der Nordküste ist oft recht schwierig, entweder ist die Wassertiefe bis ans Ufer über 20 m oder an den weniger tiefen Stellen sind die Riffe sehr nahe. Einmal finden wir hinter einer engen Passage durch die Riffe einen Naturhafen (Labuan Kulambu), der einem ruhigen glatten See gleicht. Für die Einfahrt verlassen wir uns auf die Augennavigation, d.h. die Wasserfarben geben uns die Tiefe an. Die elektronische Seekarte ist so versetzt, dass wir auf dem Bildschirm des PC über Land fahren. 

Die Vegetation der Inseln ist trocken. Es wächst dürres hohes Gras, Büsche und entlang den jetzt mager fliessenden (Trockenzeit) Bachläufen Mangroven. Die Berghänge der Vulkankegel sind grüner, bleiben dort doch die Wolken hängen und bringen etwas Feuchtigkeit. Ziegen weiden an den steilen Hängen, Hühner gackern zwischen die einfachen Hütten. Einige Kokospalmen und Mangobäume wachsen  im Hinterland. Der Fischfang mit Netzen vom Ufer oder vom Boot aus ist die Haupttätigkeit der Männer. Abends bei Dunkelheit fahren die grossen Fischerboote, welche mit ihren Auslegern wie Spinnen aussehen und einzelne kleine Boote aus. Dutzende von Lichtern sieht man dann draussen in der Nacht und die Eintakt-Dieselmotoren knattern weit über das Wasser.

Am Westende von Flores liegt Labuan Bajo, eine grössere, nicht allzu saubere Stadt. Dieser Ort ist der Ausgangspunkt für den Besuch des Nationalparks von Rinca und Komodo. Entlang der Strasse reiht sich Reisebüro an Reisebüro und überall wollen die uns eine Bootstour verkaufen. Was wir brauchen sind Informationen, wo die guten Ankerbuchten sind und wo wir die Eintrittsgebühr bezahlen können. Mein Gemüsevorrat ist zu Ende, ich muss ins Nachbardorf auf den Markt. Mit dem Bemo (öffentlicher Minibus), eingeklemmt zwischen den Einheimischen, ihren Körben, Taschen und Kanistern, erreichen wir den Markt. Die Einkäufe werden mit Handeln und zu Touristen-Preisen erledigt.

Rinca erreichen wir unter Motor. Die Windverhältnisse hier sind schlecht, meistens bläst kein Wind. An wenigen Tagen kommt am Nachmittag  ein Thermikwind auf.

Rinca und Komodo sind bekannt wegen den Komodo Drachen (Varanus komodoensis Ouwens). Die-se sind die letzten überlebenden prähistorischen Grossreptilien. Sie erreichen eine Länge bis zu 3m. Schon in der ersten Bucht (Lehok Kima) von Rinca sehen wir am Strand unter den Bäumen zwei die-ser urtümlichen Riesenechsen, eindrücklich und etwas unheimlich. Zu Fuss erkunden wir die Insel und klettern durch trockenes Gras und Buschwerk über Hügel und Täler zur nächsten Bucht, wo die Rangerstation ist. Da wir schon Eintrittskarten besitzen wird uns nur noch pro Fotoapparat eine Gebühr verlangt. Die Ranger sind gar nicht begeistert dass wir alleine auf der Insel unterwegs sind, es sei viel zu gefährlich... Auf dem Weg sehen wir Hirsche, Affen und einen riesigen Büffel im hohen Gras. In der nächsten Ankerbucht verfolgen wir am Strand die Drachenfussspuren und beobachten drei kleinere Echsen unter den schattigen Bäumen. Abends erscheinen Affensippen am Strand und fangen kleine Krabben und spielen. Sobald ein Drache aufkreuzt verziehen sich die Affen auf die Bäume.

In Komodo sehen wir keine Reptilien, dafür können wir einem bunten Korallenriff mit tausenden von Fischen entlang schnorcheln.

Sumbawa ist unser nächstes Ziel. Vor Bima einer sehr lebhafte Stadt mit Auto- und Motorradverkehr und den von einem mageren Pferdchen gezogenen bunten 2-räderigen Taxikutschen liegen wir vor

Anker und organisieren uns ein Taxi für einen ganztägigen Landausflug. Steile Berge, tiefe Täler und kurvenreiche und löchrige Strassen erwarten uns. In höheren Lagen wird ein trocken wachsender Reis angebaut, entlang den Flussläufen sehen wir die überfluteten Reisfelder. Die kleinen traditionell ge-bauten Dörfer sind sauber und oftmals lassen wir unser Taxis vorausfahren und streifen zu Fuss durch die Strassen und Gassen. Die Leute sind freundlich, grüssen und wollen fotografiert werden, was mich sehr erstaunt, denn Sumbawa ist islamisch und alle Frauen sind gut eingehüllt. Sie wirken auf mich anders als die Moslemfrauen bei uns, hier sind sie selbstbewusst, fröhlich, bunt gekleidet und suchen den Kontakt und fahren mit Schleier und Helm auf dem Motorrad, dem Haupttransportmittel der Insel. Wir fühlen uns willkommen und sehr wohl in den Dörfern. Sumbawa ist bekannt für gutes Holz und ist deshalb eine der Inseln, auf der Schiffe gebaut werden. Wir besuchen das Schiffbaudorf Sangeang. Unter riesigen palmwedelbedeckten Dächern sind einige sehr grosse Kähne im Bau. Wir können auch hinaufklettern und die Bauweise von innen besichtigen. Im Nachbardorf versammeln sich die Leute in Festkleidung (wirklich sehr elegant Ton-in-Ton gekleidete, verschleierte Frauen und Männer im Sarong mit der schwarzen Kappe auf dem Kopf) zu einer Hochzeit.

Der Vulkan GunungTambora auf Sumbawa explodierte im April 1815 und schleuderte 150 Kubik-km Material in die Luft und der ehemals 4200m hohe Berg ist jetzt nur noch 2850m hoch. Die Atmosphäre wurde so getrübt, dass Europa keinen richtigen Sommer hatte.

Wir erreichen Lombok und dann Bali. Hier wechselt die Vegetation auf grün und üppig, wie auch das touristische Angebot.

Bali ist eine völlig andere Welt. Hindutempel und Schreine prägen das Bild. Die Balinesen sind täglich einige Male damit beschäftigt ihren Göttern und Geistern Opfergaben darzubringen. Morgens wenn das Ge-schäft oder Büro geöffnet wird,. werden Opfergaben und Räucherstäbchen hingelegt und abends ebenfalls, um die bösen Nachtgeister draussen zu halten. Die Insel ist sehr grün und fruchtbar. Überall sind Reisterrassen angelegt, welche im Wechsel mit Gemüsekulturen bebaut werden.

In wenigen Tagen werden wir Bali wieder verlassen.

 Unseren ursprünglichen Plan über Kalimantan nach Singapur zu segeln mussten wir aufgeben, denn trotz allen Zusicherungen, dass es kein Problem sei, unser Schiff auf einen Cargofrachter zu verladen und nach Südafrika zu verschiffen, gab’s keine Lösung.

Wir segeln nun auf eigenem Kiel über Cocos Keeling, Mauritius nach Durban und dann entlang der Afrikanischen Küste nach Cape Town und hoffen anfangs Oktober dort anzukommen.

So ändern sich plötzlich die Pläne und wir haben vor uns eine lange Segelstrecke und neue Heraus-forderung.

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