Australien
                     Brisbane bis Darwin

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Während unserem Aufenthalt in Manly (Vorort von Brisbane) können wir am Quarantäne Steg bleiben, denn der Hafenmeister hat keinen andern genug tiefen Platz frei und es wird kein anderes Boot erwartet.

Beim Einklarieren haben wir von den Beamten ein recht regional beschränktes Cruising-Permit erhalten, damit könnten wir höchstens in die nächste Bucht, aber nicht bis Darwin segeln. Eine Staaten-übergreifende Erlaubnis kann nur in Brisbane ausgestellt werden. Wir haben auch noch eine Einkaufsliste mit Werkzeugen, Elektrosachen, Seekarten und Büchern. Alles Dinge, die wir in der Hauptstadt zu finden hoffen, zudem wollen wir die Stadt besichtigen. Mit dem Vorortszug kommen wir von Manly bis ins Zentrum von Brisbane. Eine lebendige, von einem gewundenen Fluss durchflossene Stadt empfängt uns. Wir finden das Seeschifffahrtsamt und erhalten kostenlos(!) unser Permit bis Darwin. Auch all die andern Pendenzen erledigen wir speditiv, so dass uns Zeit für eine Hopp on/off  Stadtbesichtigung bleibt und wir den Hotelaufenthalt und mein Geburtstagsessen geniessen können.

Mooloolaba ist unser nächstes Ziel. Ein Schweizer, mit dem wir per E-Mail Kontakt hatten, empfängt uns am Steg des Yacht Clubs. Er leiht uns während unseres Aufenthaltes sein Auto aus (ohne Auto ist man bei den oft grossen Distanzen zum Einkaufen usw. aufgeschmissen) und lädt uns zu sich nach Hause zum BBQ ein. Vor ca. 15 Jahren wanderte er aus, gründete hier eine Fabrik und konnte sie vor 2 Jahren gut weiterverkaufen, so dass der junge Mann mit seiner Familie nun sorgenfrei leben kann. Die meisten Städtchen an der Queensland Küste sind Touristenorte, vergleichbar mit der Côte d’Azur. Hier haben reiche Australier ihre Ferienwohnungen, den Strassen entlang wechseln sich Restaurants und Souvenir Läden ab. Die schönen Sandstrände laden zum Baden ein, aber dies ist von November bis Mai nicht möglich, ausser in mit Netzen geschützten Zonen. Hier gibt’s die sehr gefährlichen Feuerquallen, ein Kontakt mit den meterlangen Tentakeln kann zum allergischen Schocktod führen.

Ein Tag-Nacht-Tag Schlag sollte uns zum Lady Musgrave Atoll bringen. Doch wir müssen teilweise aufkreuzen, was mehr Zeit und Strecke heisst, wir haben zudem 2 Knoten Gegenstrom und hohe Wel-len. Der Wind bläst ungleich mal mit 15, dann mit 30 Kn. Auch ist unsere Frischwasserpumpe wieder ausgestiegen (ob sie das „Rüttel-Schüttel“ nicht erträgt und seekrank wurde?). So entschliessen wir uns nach Bundaberg zu segeln, wo wir bei Dunkelheit einlaufen. Bundaberg ist eine nette, saubere Stadt mitten im Zuckerrohr Anbaugebiet. Von hier werden Zucker und Kohle in alle Welt transportiert.

Nach Verproviantierung und erfolgreicher Reparatur (resp. Ersetzen) der Pumpe segeln wir nordwärts. Die nächsten Nächte werden wir an verschiedenen Ankerplätzen verbringen. Ein rascher „Ritt“ bringt uns zu Lady Musgrave, wo wir auf die Einfahrt ins Atoll verzichten. Bei 25-30 Knoten Wind liegen wir besser vor dem Riff und nicht in der Lagune, wo nachts keine Fluchtmöglichkeit besteht. Für den An-kerplatz in der Rodds Bay (Nähe Gladstone) müssen wir eine Sandbank überqueren. Gemäss Anga-ben in der Seekarte und unseren Tidenberechnungen sollten wir mindestens 1m unter dem Kiel ha-ben (was auch gestimmt hat). Beim Hummocky Island teilen wir die Bucht mit einem kleinen Fischerboot, beim North Keppel Island sind wir wieder alleine. Die frühe Tagwache wird mit einem freien Nachmittag belohnt. Mit Lesen und Schwimmen (zum Glück keine Quallen), der erneuten Reparatur der Pumpe und Nähen der zerrissenen Dinghi-Blache verbringen wir die Freizeit. Mit dem Wasser müssen wir nun sparsam umgehen, beim Anstellen des Wassermachers knackte es laut und aus einem Riss am Deckel des Vorfilters spritzte Wasser.

Vielleicht können wir den Riss mit Epoxiharz dichten und versuchen in den nächsten Tagen herauszufinden, wo und wie wir zu einem Ersatzdeckel kommen. Ersatzteile zu beschaffen ist immer eine lange Geschichte: Händler ausfindig machen, dieser hat nichts an Lager muss zuerst in z.B. Amerika bestellen, bestätigt die Bestellung, Nachfrage nach einigen Tagen, niemand weiss davon, nochmals bestellen, Lieferung unterwegs mit FedEx, Paket ist nicht im nächsten Hafen den wir angegeben haben, Nachfrage bei FedEx, Ersatzteil ist am Zoll, niemand kümmert sich um die Auslösung, Telefonate hin und her, dann endlich bekommen wir die Teile. Zum Glück gibt’s E-Mail und ein Telefon mit lokaler SIM-Karte.

Port Clinton (South Arm) ist ein Flusslauf mit Sandbänken, kleinen Felsen und schmalen Passagen, wo wir froh um unsere elektronischen Seekarten und GPS-Wegpunkte sind. Wir scheinen mitten auf einem See zu ankern, aber bei Niedrigwasser wird die Umgebung zu Sandbänken und seichten Tümpeln. 

Unsere innere Uhr haben wir umgestellt, denn es wird schon vor 6 Uhr hell und  um 17 45 dunkel , so dass wir den Tag früh anpacken können und den Tages-Run von 76 nm zum Percy Island bis zum Sonnenuntergang schaffen. Mackay laufen wir (wie bis jetzt jeden australischen Hafen) bei Dunkel-heit an. Die Marina ist ein riesiger Komplex mit Hotel, Appartement-Häusern, Restaurants und einigen Läden. Den Supermarkt in der Stadt kann ich nur mit dem Taxi erreichen.

Von hier starten wir durchs Barriere-Riff, ankern in verschiedensten Buchten der einzelnen Inselgrup-pen und segeln am bekannten Hamilton Island vorbei. Hier würde ich sicher keine Ferien buchen, Hochhäuser verunzieren die Insel, es herrscht Bauboom und es ist erlaubt mit Jet-Skis zu rasen. Die Whitsundays empfangen uns mit regnerischen Wetter und die Buchten sind mit Charter-Yachten überfüllt. Vor Bowen erwischt uns eine Regenwolke mit Nullsicht und Windböen über 35 Kn.

In der Townsville Breakwater Marina liegen wir gut. Hier hat die Stadt eine lange Strandpromenade gebaut mit BBQ Möglichkeiten, Spielplätzen, Schwimmbad usw. Das Queensland Museum ist sehenswert. Hier erfährt man die Geschichte der Bounty, die Routen von Captain Blight und dem Meuterer Fletcher, dessen Nachfahren die Pitcairn Insel bewohnen.

Vier Tagen später erreichen wir Port Douglas. Wir haben viele sehr schöne Ankerplätze gesehen und es wäre möglich in all diesen Inselgruppen Wochen zu verbringen.  

Von Einheimischen wurde uns abgeraten nach Cairns zu segeln, der Hafen sei extrem teuer. Wenn wir bis jetzt um die 50$ (= ca. 50 Sfr) pro Nacht bezahlt haben, fanden wir das schon genug. So laufen wir das 10km entfernte Port Douglas an, ein kleiner, völlig auf Touristen ausgerichteter Ort. Täglich werden Hunderte von Touristen zum Tauchen und Schnorcheln zum Barriere-Riff gefahren. Der Ort hat mit seinen Restaurants und Läden einen gewissen Charme und für mich ist der 3min. Marsch zum Supermarkt optimal, um uns für die nächsten 14 Tag bis nach Darwin zu verproviantieren.

Eine generalstabsmässige Planung ist für die Strecke Port Douglas-Darwin nötig. Wir müssen zur richtigen Tageszeit und beim richtigen Tidenstrom an Schlüsselstellen sein. Wir laufen um 17 Uhr in Port Douglas aus, um vor dem Eindunkeln am nächsten Abend die Passage durchs Riff aufs offene Meer beim Lizard Island zu erreichen. Der Wind ist so stark und wir so schnell, dass wir schon um 09 Uhr beim Lizard Island sind. Wir können ankern, nachschlafen und ohne Schaukeln essen. Am späten Nachmittag setzen wir wieder Segel und passieren bei Sonnenuntergang das One and a Half Mile Opening durchs Riff. Über 300 Meilen in der Coral Sea liegen vor uns, bis wir wieder durch den Blackwood und Pollard Channel durch das Riff zum Cape Grenville segeln. Wieder haben wir eine kurze  „Ankerpause“ bis zum Abend. Über Nacht wollen wir zwischen den Riffen und Inseln zur Torres Strasse segeln, um diese bei Tageslicht und mit dem Tidenstrom zu durchfahren.  Der Mond ist noch so hell, dass die unbefeuerten Inseln sich dunkel vor dem silbernen Wasser abzeichnen. Obwohl wir in einer Schifffahrtsstrasse sind, herrscht wenig Verkehr. Einem Frachter, welcher sich von hinten nähert, teilen wir über Funk mit, dass wir vor ihm die Strasse queren werden. Bei achterlichem Wind von 20-25 Knoten laufen wir mit 2 Reffs und Fock. Am Morgen erreichen wir die Torres Strasse und wir werden (wie geplant) vom Tidenstrom angeschoben mit einer Geschwindigkeit von 12 Knoten durch den Prince of Wales Channel geschwemmt. Nur ein Frachter begegnet uns. Ich dachte, dass hier reger Verkehr herrscht. Wir sind nun in der Arafura Sea (Indischen Ozean) und Papua New Guinea ist wenige Meilen entfernt. Im Golf von Carpentaria treffen wir auf drehende und böige Winde. Das Steuern wird anstrengend, aber ein wunderbarer Sternenhimmel entschädigt uns. Wir umrunden Cape Wessel und ankern nach 488 nM in der Two Islands Bay. Vor uns liegen noch 370 Meilen bis Adams Bay (Escape Cliff) und dann 50 weitere bis Darwin.

Am 2.06.05 werden wir, nachdem das Schiff auf Muschelbewuchs kontrolliert wurde (Angst vor Ein-schleppen artfremder Meertiere) durch die Schleuse in die Cullen Bay Marina von Darwin geschleust.

Nun sind wir 2490 Meilen von Brisbane entfernt.

Während unserer Fahrt wurden wir mehrmals von Coastguard/ Zollflugzeugen überflogen, per Funk aufgerufen und nach Schiffsdaten, woher und wohin gefragt. Die Kontrolle in Australien scheint lückenlos zu sein.

Meine Eindrücke vom Land sind nur ein kleiner Bruchteil der Vielfältigkeit. Man muss sich vor Augen führen, dass Australien nicht nur ein Land, sondern ein Kontinent ist. Unendlich gross, mit verschie-denen klimatischen Regionen und Vegetation. 91%  der Australier wohnen in Städten. Am dichtesten besiedelt ist die Ostküste. Im Durchschnitt gibt es 3 Einwohner auf 1 km². In der Hauptstadt Canberra sind die Winter kühl und die Sommer angenehm warm. Hier in Darwin ist der Winter heiss (30-34º C)  und trocken, der Sommer noch wärmer und feucht. Von Port Douglas aus haben wir einen Landaus-flug geplant. Mit einer kleinen Gruppe fuhren wir in den Regenwald, wo die Bäume und Pflanzen sich das Licht streitig machen und alle Möglichkeiten „erfinden“, wie Kletterpflanzen und Parasitendasein in den Baumkronen, um etwas Sonnenschein zu erhaschen. Bei einer Fahrt auf dem Daintree River sahen wir sehr nahe die Salzwasserkrokodile und Baumschlangen. Baden in einem Fluss oder sich an seinem Ufer aufzuhalten ist gefährlich. Krokodile sind unberechenbar und schnell. Immer wieder mal erwischen sie eine Kuh, welche zum Trinken an den Fluss kommt. In einem Art Zoo konnten wir Koa-las, Wallabys, Kängurus und zahlreiche Vogelarten beobachten. Zuckerrohrfelder,  Ananasplantagen und Fruchtbäume prägen die Landschaft.

Auf einem Ausflug von Darwin aus erhielten wir wieder andere Eindrücke. Wir besuchten den Kakadu Nationalpark, ganz im Norden gelegen und Aborigines Land. Östlich liegt Arnhem Land, welches vollständig ein Territorium der Urbevölkerung ist und nur mit Sondererlaubnis  besucht werden kann. Um in den Park zu gelangen fährt man 4 Std. mit dem Bus, eine winzige Strecke auf der Karte,  was die riesigen Distanzen zeigt. Im Zentrum des Parks fliesst der South Alligator River nordwärts ins Meer. In der Regenzeit sind am oberen Flusslauf  Hunderte von Quadratkilometer unter Wasser. Während der Trockenzeit ( Mai - Oktober) trocknen die überschwemmten Flächen aus und die Wasservögel, Krokodile und die übrigen Tiere ziehen sich in die seichten Tümpel und restlichen Sümpfe am z.B. Yellow Water Billabong zurück und kämpfen ums Überleben. Auch die hier lebenden Menschen sehnen sich nach dem ersten Regen, welcher meistens mit heftigen Blitz- und Donnergewittern, im November kommt. Ein Teil des Parks besteht aus trockenem Savannen Baumwald (v.a. Eukalyptus) mit trockenem hohem Gras. Hier können die Wallaby und Dingos leben. Nach alter Tradition wird immer wieder  ein Stück des Waldes, resp. des Grases abgebrannt. Dieses recht kontrollierte Feuer wird am Ende der Regensaison, wenn der Untergrund noch feucht ist, gelegt. Es entsteht eher ein Schwellbrand, vernichtet das Gras, schwärzt die Stämme, aber schädigt nicht den Baum. Wenig später wächst neues grünes Gras nach und neue kleine Bäume. Einige Pflanzen spriessen erst nach dem Brand.  Ein Teil des Parks (und das Arnhemland) besteht aus felsigen Plateaus, abfallend 30 bis 300 Meter zu einem mehr oder weniger breiten, jetzt ausgetrockneten Flusslauf. Bei unserem stündigen Rundflug über den Park haben wir diese verschiedensten Landschaftsformen von oben betrachten können. Der breite Flusslauf des Alligator Rivers, die schwimmenden Wiesen, die langsam austrocknenden Floodplains, den lichten Wald und die Felsplateaus mit den tiefer liegenden trockenen Flussläufen. Nach dem Flug befuhren wir mit einem Boot das Yellow Water Billapong. Flächen von Gras sind neben dem Fluss sichtbar. Beim genauen Beobachten kann man sehen, wie die „Wiese“ mit den Wellen schaukelt. Vorläufig schwimmt alles noch, in wenigen Wochen wird es hier sehr trocken sein und die Salzwasserkrokodile, welche nahe am Boot schwimmen werden leichter Beute machen können, wenn alle andern Tiere zu den restlichen Wassertümpeln kommen müssen. Seeadler kreisen über dem Sumpf, schwarze Störche nisten auf den Bäumen, Reiher und Enten tummeln sich am Flussrand und in den Bäumen sitzen verschiedenste bunte Vögel. All diese Tiere werden in der Trockenzeit ums Überleben kämpfen.

Im trockenen Savannenwald sind über Jahrzehnte riesige Termiten-Bauten entstanden. Die Termiten fressen das trockene Gras und durch das Bauen von unterirdischen Gängen tragen sie dazu bei, dass der dann fallende Regen in den Boden einsickern kann. So trägt alles dazu bei, ein Gleichgewicht zu halten.

Von den hier nach überlieferter Stammestradition lebenden Aborigines sieht man nichts.  Das Land wird von ihnen verwaltet, genutzt und sie leben mit den harten Naturgegebenheiten. Unser Führer schildert uns, als wir ihre Felszeichnungen am Nourlangie Rock besuchen, dass diese Zeichnungen ein Teil ihrer Geschichte, Fabeln und Lehrerzählungen für die Jungen sind, deshalb werden sie immer wieder erneuert. Die rote Farbe ist gut erhalten, geht sie doch eine chemische Verbindung mit dem Felsen ein, ebenso das Gelbe. Weiss und Schwarz, als Kreide und Kohlefarben, werden von der Witterung rasch verwaschen.

Wir haben in Australien Einiges gesehen aber nur einen Bruchteil des Kontinentes.

In wenigen Tagen möchten wir in Richtung Westtimor auslaufen. Wir haben das Segelpermit fürs Schiff, ein Empfehlungsschreiben vom Bali Yachtclub und das Visum der Indonesischen Botschaft.

Bald wir das Schiff wieder in Topzustand sein (Vorstagreparatur, 6 neue grosse Batterien, neuer Deckel fürs Wassermacherfilter, revidierte Süsswasserpumpe und viele geflickte Kleinigkeiten).

Die Lebensmittel sind aufgefüllt für die nächsten Wochen und die Malariaprophylaxe gestartet.

Ich bin gespannt, was für Eindrücke wir auf den wenig touristisch erschlossenen indonesischen Inseln sammeln werden.  

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