Curaçao ( Niederländische Antillen) - Cartagena ( Kolumbien)
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Nach unserem Schweizeraufenthalt finden wir in der sicheren Marina unser Boot wohlbehalten aber sehr staubig vor. Am „Tafelberg“ hinter der Marina wird Phosphat abgebaut und der feine gelbliche Staub liegt in jeder Ritze und auf dem Deck. Wir werden den Schiffsputz aber erst vor dem Auslaufen gründlich machen, denn wir werden noch 2 Wochen hier bleiben und uns hinter die Kühlschrank- und Gefrierreparatur machen. Der Aus- und Einbau der Aggregate, die natürlich hinter den Küchenschrän-ken, hinter Schubladen und auf engstem Raum eingebaut wurden erweist sich als trickig. Für das Durchschieben der Wasserschläuche unter den Böden und hinter den Wandschränken und Abdeck-ungen durch braucht es Fingerspitzengefühl und zwei neue Wasserpumpen müssen noch Platz im Maschinenraum finden. Wir haben einen jungen einheimische Mechaniker als Hilfe, welcher sich zum Glück so klein zusammenlegen kann, dass er im Pfannenschrank sitzend am Aggregat werken kann.

Ich improvisiere mit einer Kühltasche und Eis einen „Kühlschrank“, denn bei dieser Hitze verderben alle Lebensmittel sofort. Nach 1 Woche intensiver Arbeit und Zusammensuchen des nötigen Materials in verschiedensten Hardware-Shops läuft der Kühl- und Gefrierschrank wieder einwandfrei.

Mit dem Mietauto erkunden wir die Insel Curaao und stellen fest, dass es keine Ferieninsel ist. Mit den Ölraffinerien und Industriezonen um Willemstad wirkt die Landschaft nicht freundlich.

Die Hauptstadt Willemstad ist im alten Teil recht holländisch mit den schmalen Giebelhäusern, welche hier allerdings farbig bunt sind. Mitten durch die Stadt führt der breite Kanal zur Industriezone. Hier fahren die grossen Frachter durch. Die beiden Ufer werden durch eine schwimmende Brücke verbun-den, welche wie eine Türe an einem Scharnier seitlich zu einem Ufer hin aufgeklappt wird. Der Frach-ter fährt durch und die Brücke schwimmt zurück. Der Anblick der sich von einem Ufer ablösenden Brücke ist faszinierend. Früher wurde die Brücke auch für den fahrenden Verkehr genutzt, heute ist sie nur noch für Fussgänger benutzbar. Wenn die Brücke weggeklappt ist, werden die Fussgänger mit zwei Fähren transportiert. Die Autos müssen über eine weit gespannte und schwindeleregend hohe Brücke den Wasserweg überqueren. Entlang dem Wasser ist auch der sogenannte schwimmende Markt. Da liegen venezolanische Fischerboote, welche an Marktständen Fisch und frisches Gemüse und Früchte anbieten. Hier kann ich die Frischvorräte ergänzen, denn im Gegensatz zum Supermarkt war dieses Gemüse noch nicht im Kühlfach und hält dementsprechend besser.

Am 9. September 03 laufen wir in Curacao aus mit Ziel Cartagena ( Kolumbien).

Wir segeln im Norden von Aruba durch und sehen in der Nacht die Lichter der Insel.

Unser Abstand zur Küste ist immer mindestens 30 Seemeilen, denn weder die Küste Venezuelas und noch viel weniger die von Kolumbien ist sicher. Hier treiben sich verschiedene Gruppen von Piraten und Banditen rum, teilweise als Fischer getarnt.

Um nicht aufzufallen, resp. in der Nacht nicht so leicht sichtbar zu sein, fahren wir ohne Positions-lichter und lassen den Radar mitlaufen, um sich nähernde Boote frühzeitig erkennen zu können. Die Nacht ist hell, das Wasser silbern und der Vollmond spiegelt sich im Wasser. Wir segeln vor dem Wind und die hohen Wellen lassen das Schiff rollen. Ich ertrage das Geschaukel ordentlich gut und halte mich mit Itinerol und Crackers voll funktionstüchtig. Nachdem der Wind gegen Morgen schwächer wurde wollten wir die Segelfläche wieder vergrössern ( Ausreffen), aber oh Schreck, die Hydraulik macht keinen Wank mehr. Nun heisst es tüchtig kurbeln um das Grosstuch voll zu setzen und später, als der Wind ganz schwach wurde und wir den Motor einschalten mussten, das Vorsegel einzurollen. Wir finden heraus, dass die Hydraulikeinheit Öl verliert und wir das nicht unterwegs reparieren können. Der Wind lässt uns im Stich und wir motoren eine Nacht durch, um nicht vor der Küste rumzudümpeln und schlecht manövrierbar zu sein. Am Freitag 12.9. laufen wir zwischen der grünen und roten Tonne, welche eine Lücke in einer Unterwasser-Mauer bezeichnet durch die Boca Grande in die Bucht von Cartagena ein. Im Club Nautico da Pesca bekommen wir einen Stegplatz und somit den Komfort von Wasser, Strom und Duschen.

Nun sind wir in der berühmtesten, am besten erhaltenen spanischen Kolonialstadt Südamerikas, welche heute zu den Weltkulturgütern zählt. Cartagena des Indias wurde 1533 gegründet und entwickelte sich rasch zu einer blühenden reichen Stadt. Hier wurden über Jahrhunderte die den Indios gestohlenen Schätze gehortet und bevor sie dann wegtransportiert wurden. Im 16. Jahrhundert wurde die Stadt nicht weniger als 5 Mal von Piraten überfallen und geplündert. 1586 war es der „berühmte“ Sir Francis Drake, welcher alle Schätze einsackte und nach England brachte. Nach all diesen Überfällen und Brandschatzungen wurden die Häuser in der Stadt nur noch aus Stein gebaut und eine die ganze Stadt umschliessende Mauer und Aussenbefestigungen gebaut. Die Stadtmauer ist mehr oder weniger vollständig erhalten. Die breite Zufahrt zur Bucht wurde ebenfalls gesichert, indem an der breiten Einfahrt eine unter Wasser liegende Mauer von einigen hundert Metern erstellt wurde, dass hier keine Kriegsschiffe mehr einfahren konnten. Die enge Zufahrt, Boca Chica, wurde auf beiden Seiten mit kanonenbestückten Befestigungen verteidigt. So konnte 1741 Edward Vernon die Stadt nicht mehr erobern und musste wieder abziehen.

Von unserer Marina aus konnten wir zu Fuss in die Altstadt gelangen ohne uns einem allzu grossen Risiko auszusetzen. In Kolumbien kann man sich nicht frei auf den Strassen bewegen, es ist zu gefährlich. Aber hier in Cartagenas Altstadt steht an jeder Strassenecke ein Polizist oder Militär. Es wird geflüstert, dass die Mächtigen Kolumbiens hier ihre Ferienwohnungen/Häuser hätten und ihre Familien keinem Risiko aussetzen wollen.

So konnten wir problemlos in den alten, historischen Gassen schlendern und die Häuser in bunten Farben, mit blumengeschmückten hölzernen Balkonen und die geschnitzten Türen bewundern. Die Kirchen sind in spanischen Kolonialstil erbaut, die Plätze grosszügig weit und teilweise mit schattenspendenden Bäumen und Brunnen gestaltet. Ein sehr interessantes Marinemuseum ist einen Besuch wert. Leider wurde im eleganten Theater keine Aufführung gegeben. Mit Pferdekutschen kann man sich durch die Gassen fahren lassen oder auf einem der Plätze in den zahlreichen Restaurants günstig essen und trinken. Amüsant ist es auch den Strassenhändlern zuzuschauen, welche mit einem umwerfenden Ideenreichtum sich einen Verdienst sichern wollen. Natürlich werden auch die üblichen Sachen verkauft: T-Shirts, Sonnenbrillen, Kugelschreiber, geflochtene Armbänder. Viele Händler tragen einen „Bauchladen“ vor sich her mit Kaugummi, einzelnen Zigarettenpackungen und Zeltli. Handwagen mit kühlen Getränken und Glace melden sich mit einer Glocke an und werben um Kundschaft. Einer kommt an den Tisch und malt auf Spiegelscherben von Hand irgend einen kitschigen Sonnenuntergang, einer will einen alten Trichtergrammophon verkaufen oder gemalte Bilder oder eine kleine Skulptur. Einige wollen Fotos machen, Lieder singen, Gitarre spielen. Feuer-schlucker und Jongleure unterhalten die Leute, um nachher mit dem Sammelhut rumzugehen. Ein Clown geht hinter den Leuten her und ahmt sie zum Vergnügen der Zuschauer in Mimik und Bewegungen nach. Wenn sie es bemerken, bringt man den Clown nur los, wenn er etwas Geld bekommt. Eine sehr gelungene Idee waren die wandelnden Telefonkabinen. Man braucht nur 2 oder 3 Handys und kann dann zwischen den Leuten rumlaufen und nationale und internationale Gespräche anbieten.

Cartagena ist die Stadt ( Kolumbien das Land) der Smaragde. In allen Gassen wird man von Animatoren angesprochen, doch in diesen Schmuckladen und nicht in den nächsten einzutreten. Überall wurde versichert, dass die Preise gerade heute sehr günstig seien.... .

Einmal hatte ich die einfache Sicherheitsregel „nicht stehen bleiben“ kurz missachtet, da ich in einer Handelsgasse mit verschiedensten Läden für den praktischen Bedarf einen Putzkessel suchte. Ich hielt kurz an, um die Grösse eines Kessel abzuschätzen. Ich fühlte ein Zupfen an meinem Rucksack und drehte mich blitzschnell um. Zwei junge Bursch gingen freundlich winkend an mir vorbei. Ich kontrollierte meine Rucksacktaschen und siehe da, ein Reissverschluss war offen. Durch meine rasche Reaktion war die Zeit zu kurz, um mein Portemonnaie zu stehlen.

Alle Vorräte musste ich so ergänzen, dass wir 2-3 Monate ohne grössre Einkäufe über die Runden kommen. Die Hydraulik ist wieder funktionstüchtig und wir können am 10.10.03 Cartagena verlassen und wieder weit entfernt von der Küste Richtung Westen zu den San Blas Inseln ( Panama) segeln. Ich bin auf diese Inselwelt, welche von den Kuna Indianern bewohnt wird, gespannt.

Cartagena ist eine sehr schöne Stadt und einen Besuch wert. Es ist schade, dass sie in einem Land liegt, das nur unter grossen Risiken bereist werden kann.

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