New Zealand - South Island (Auckland - North Island)
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Aus der Schweiz aufs Schiff zurückgekehrt
packen wir die mitgebrachten Bücher und die Schweizerschokolade aus
und die benötigten Sachen für unsere Südinsel-Reise ein.
Vor allem brauchen wir warme Kleider, Regenjacken und Hosen sowie unsere
festen Wanderschuhe.
Wir fahren mit dem Bus von Whangarei nach Auckland ( und
haben uns zwei volle Tage für die Stadtbesichtigung reserviert. Beeindruckend
sind die riesigen Sportboothäfen. Die meisten Neu-seeländer scheinen
ihre Freizeit auf dem Wasser zu verbringen. Das Auckland Museum, welches
auf einem Hügel inmitten eines riesigen Parks liegt, zeigt Exponate
der Maorikulktur und deren Entwick-lung über die Pazifischen Inseln.
Im Maritimen Museum wird die Geschichte der Neuseeländischen Seefahrt,
beginnend mit den Maori Auslegerkanus, den grossen Kriegs- und Reisekanus,
über die Immigrantenschiffe und Dampfboote bis zum Amerika’s
Cup Raceboot dar- und ausgestellt. Ein Muss ist sicher der Besuch des Sky
Tower. Auf 328m Höhe ist die erste Aussichtsplattform und ein Schind-ler
Lift(!) entführt den Besucher ruckfrei in 40 sec. auf diese Höhe.
Die zweite Plattform liegt nochmals einiges höher und beim Rundgang
in dieser verglasten Aussichtkanzel gibt’s doch ein recht mulmiges
Gefühl im Magen, wenn man auf den glasklaren Bodenplatten über
dem Abgrund steht (zum Glück ist nur ein kleiner Teil des Bodens durchsichtig).
Die Aus- und Fernsicht ist umwerfend.
Am 16.2.05 fliegen wir auf die Südinsel nach Christchurch.
Hier beginnt unsere Entdeckungsreise und das Sammeln neuer Erfahrungen.
Als Erstes übernehmen wir ein 4x4 Mietauto und gliedern uns in den
Linksverkehr ein. Geradeaus ist alles klar, beim Abbiegen, im Kreiselverkehr
braucht’s anfänglich Konzentration, aber nach drei Wo-chen
ist alles selbstverständlich.
Bei der Reisplanung haben wir uns entschieden nicht mit einem Wohnmobil
unterwegs zu sein sondern immer wieder andere Übernachtungsmöglichkeiten
auszusuchen. So machten wir die für uns neue Erfahrung von B&B
(Bed and Breakfast) und es hat uns gefallen. Ausserhalb Christchurch
übernachten wir bei einer älteren Dame mit einem ungestümen
jungen Hund. Im Gespräch beim Empfangstee erfahren wir einiges über
Neuseelands Politik und erhalten wertvolle Hinweise für die Stadtbesichtigung
und unsere Weiterreise.
In der Abgeschiedenheit des Burkes Passes wohnen wir in einem alten unverputzten
Block-Stein-haus, alles ist recht „urchig“ und staubig. Der
(Familien)Wohnraum ist hoch und reicht bis zum Dachgiebel, so dass sich
die klassische Musik wunderbar im Raum ausbreiten kann. Der Gastgeber
ist Fotograf und Musikliebhaber. Das reichhaltiges Frühstück
wird am weiss gedeckten Tisch serviert. Die andern drei Gäste stammen
aus England und der USA.
In Waianakarua an der Ostküste logieren wir in einem Farmstay mitten
in einem traumhaft schönen Garten, Teil eines riesigen Grundstückes
(sicher ½ Gemeindegebiet von Uetikon). Ein Tobel mit Bachlauf,
Schafe und Lamas gehören dazu. Im Haus stehen aparte Blumenarrangements
und am schön gedeckten Tisch wird ein feines mehrgängiges Menü
serviert. Die Gastgeberin ist eine bekannte Floristin und ihr Mann ist
Farmer, Golfplatzgärtner und sehr aktives Mitglied des lokalen Lions
Club. Von ihm erfahren wir, dass ein Farmer um sehr gut leben zu können
um 4000 Schafe besitzen muss.
Die andern Gäste sind am ersten Abend eine Australierin und eine
Amerikanerin, welche sich als Frau Professor vorstellt (!) und am Folgetag
ein gemütliches amerikanisches Ehepaar.
Nur einmal in Dunedin waren unsere Gastgeber langweilige
Leute. In Hokitika wohnten wir sehr ge-pflegt in einem neuen Haus, grossem
Wohnzimmer mit Fernsicht in die Berge( leider wolkenver-hangen) und auf
die Tasman See.
Einige Male übernachteten wir in Hotels oder Motels. In den Motels
kann man in einer kleinen Zimmer- oder in der Gemeinschaftsküche
selber kochen. Was ich sehr praktisch fand (und für die Schweizer
Hotellerie zur Nachahmung empfehle) sind Guest Laundries. Überall
(auch im Hotel) hatte man die Möglichkeit selbst die Wäsche
zu waschen, zu trocknen und zu bügeln.
B&Bs und Motels bringen viel mehr Kontakte zu Einheimischen und zu
anderen Touristen als Hotelau-fenthalte und die Diskussionen und der Gedankenaustausch
ist bereichernd.
Wir starten unsere Reise in Christchurch. Hier wähnt man sich in
England, resp. in Cambridge. Ein Fluss schlängelt sich durch einen
Park, verschnörkelte Brücken verbinden die beiden Ufer und flache
Boote werden mit langen Stangen vorwärts geschoben. Schlossartige
Gebäude aus dem 19. Jahr-hundert stehen zwischen hohen Parkbäumen
und eine gotische Kathedrale am Hauptplatz. Im Kir-cheninnern war eine
Blumenschau mit verschiedensten Arrangements, einem langen bunten Blumen-teppich
im Mittelgang und einer choreographisch ausgefeilten Schau von Tänzern
in fantasievollen Blumenkleidern.
Vom Burke’s Pass aus geht’s an den Lake Tekapo, wo wir eine
Halbtageswanderung auf den Mt. John machen. Kaum sind wir richtig unterwegs
schlabbert es zuerst an meinem rechten, dann am linken Fuss so eigenartig.
Wie ich richtig hinschaue sind die Sohlen meiner Trekkingschuhe am Ab-fallen.
Wenig später sammle ich die „Gummifüsse“ vom Boden
auf und laufe auf der Innensohle weiter. Jedenfalls können wir die
Tour fertig machen.
Die Landschaft ist atemberaubend schön. Der Lake Tekapo hat eine
hellblau-türkis Farbe und ist umgeben von braun-gelben Grashügeln
und im Hintergrund schimmern grau-blau Hügel-/Bergketten. Alles wirkt
alpin (wie bei uns über der Waldgrenze) wir sind aber nur um die
600 m ü.M. Es hat kaum Bäume, nur niedrige Sträucher.
Ich hoffe, da wir noch einige Tracks auf dem Programm haben, an unserem
nächsten Übernach-tungsort Aoraki/ Mt.Cook neue
Schuhe kaufen zu können. Dies ist nicht sicher, da die Orte recht klein
und mit wenig Ladeninfrastruktur ausgestattet sind. Doch ich habe Glück
und finde in einem Sport-geschäft unter den zwei Paar vorhandenen Bergschuhen,
eines entsprechend meiner Grösse. Wir sind am Fusse der höchsten
Berge von NZ (Mt. Cook 3753m, Mt. Sefton, Mt. Tasman) und die Gletscher
und deren Abbrüche glänzen im Sonnenschein in nächster Nähe.
Für den folgenden Tag planen wir eine Tour zur Mueller Hut. Am Morgen
hängen die Wolken tief, die Gipfel sind eingenebelt und es ist recht
kalt. Der Weg steigt sehr steil an, es braucht Puste und Muskelkraft für
die hohen Stufen. Über Felsblöcke, an Steinmannli und Markierungen
vorbei erreichen wir nach 3½ Std. die Hütte. Auf dem Aufstieg
erlebten wir ein eindrückliches Schauspiel. Die Nebel-schwaden werden
dünner und die Wolken reissen auf, die Gletschergipfel erstrahlen
dazwischen im Sonnenschein, immer wieder sich verhüllend. Nach knapp
sieben Stunden sind wir wieder im Tal unten.
Unsere Fahrt führt uns an zahlreichen tiefblauen Seen vorbei (Lake
Pukaki, - Benmore, - Aviemor,- Waitaki, ursprünglich Gletscherseen
und jetzt durch Stauwehre zur Stromproduktion genutzt) wieder an die Ostküste
nach Oamaru. Zwischen hier und Dunedin in Moeraki
liegen am Strand die kugel-runden Boulders. Um einen kleinen Fremdkörper
im Sandstein lagerten sich über Jahrtausende quarz-artige Gesteinsschichten
an und bildeten so diese bis zu 2m hohen Kugeln. Nun sind sie aus dem weichen
Schichten herausgewaschen und liegen frei am Strand. Die Küstenstrasse
ist kurven- und aussichtsreich. Eine Abzweigung führt zu einem Leuchtfeuer
und zu einem Seelöwen und Pinguin Beobachtungsunterstand. Hier können
wir mit dem Feldstecher zwei grosse Pinguine sehen.
In Dunedin sind einige Häuser aus dem 19. Jhdt und Museen zu besichtigen.
Am späten Nachmittag fahren wir auf die Otago Halbinsel hinaus und
in der beginnenden Dämmerung über die Klippenstrasse zurück.
Inzwischen hatte sich der Himmel etwas überzogen, leuchtet golden-rot
und über dem tief unter uns liegenden Meer und den Felsen liegen
Nebelstreifen, welche sich an den Hängen hochziehen. Eine unbeschreiblich
schöne Landschaft.
Invercargill am untersten Ende von NZ ist eher enttäuschend,
einige alte Häuser zwischen altmodischer Architektur. Aber wir wollen
hier auch nicht lange bleiben. Wir wollen nach Tuatapere einem
kleinen Ort am Rande des Fjordland Nationalparks. Da packen
wir wieder die Wanderschuhe aus und werden einen Teil des Hump Ridge
Track begehen. Der ganze Track ist eine 3-Tages-Tour mit Hüttenübernachtungen,
Mitschleppen des Essens, der Pfannen usw. Dazu haben wir wenig Lust. Wir
wollen 3-4 Std. in eine Richtung gehen und dann in unser Motel zurückkehren.
Der Weg erweist sich als trickreich, hat es in der Nacht doch sehr stark
geregnet und alles ist nass, sumpfig und schmutzig. Stellenweise treffen
wir auf so tiefe Lachen mit umgebenden Sumpf, dass das Überqueren Innovation
erfordert. Ich schneide abgedörrte Farnwedel, um den Sumpfbereich trittfester
zu machen, mein Mann erinnert sich etwas weiter zurück ein Brett gesehen
zu haben und holt es. So gelingt die Traverse. Der Weg führt durch
dichten Regenwald. Der Boden ist mit weichen Moospolstern überzogen,
auf den Baumstämmen wachsen Fechten, Pilze, Orchideen und an den Ästen
hängen Bärte. Die eingeschnittenen Flussläufe überqueren
wir auf fussbreiten schwankenden Hängebrücken. Zum Glück
hat es Seitengitter und wirklich dicke Stahlseile, trotzdem muss ich vor
dem Überqueren dreimal tief einatmen und darf nicht runterschauen.
Plötzlichst geht der Weg etwas abwärts und führt aus dem
Wald an und über den Sandstrand einer Bucht. Die Wellen brechen sich
tosend am Riff und den Steinen. Das Farbspiel ist perfekt: weisse Schaumkämme,
grünliches Wasser, heller Sand, dunkle Felsbrocken und liegengebliebene
braun-graue Baumstämme im Sonnenlicht, im Hintergrund der Wald. Der
Hump Ridge ist ein wilder, abenteuerlicher und landschaftlich sehr schöner
Track. Am nächsten Tag besteigen wir einen Aussichtsberg am Lake
Hauroko. Unangenehm sind die Sandfliegen und Moskitos, welche immer
wieder unerwartet auftauchen und stechen.
Te Anau ist unser nächstes Ziel. Hier sind wir wieder
mehr im Touristenstrom, dementsprechend die Infrastruktur mit Unterkünften,
Restaurants und Internetmöglichkeiten. Von hier aus wollen wir den
Keppler Track begehen und ein Highlight unserer Reise,
den Doubtful Sound besuchen. Das erste Etappenziel des
Traks ist die Luxmoore Hütte, welche wir in der halben vorgegebenen
Zeit erreichen. Der Weg ist sehr komfortabel, geradezu luxuriös und
unser Tagesrucksack leicht. Die normalerweise letzte Tagesstrecke dieser
3tägigen Wanderung machen wir am Folgetag.
Für den 5./ 6. März haben wir die Overnight Cruise auf dem Doubtful
Sound gebucht.
In Manapouri besteigen wir ein kleineres Schiff, welches
uns in 50 Min. über den Lake Manapouri fährt. Inzwischen hat sich
der Himmel völlig bewölkt und es beginnt zu nieseln und dann zu
regnen .
Vom Schiff steigen wir auf einen Bus um, welcher uns über den kurvenreichen
Wilmot Pass zum Sound bringt. Die Passtrasse ist schmal und an zahlreichen
Stellen sieht man, dass immer wieder mal kleinere Erdrutsche runter kommen
oder Bäche die Strasse überspülen.
Im Sound steht unser Schiff am Steg, die 66 Passagiere beziehen Quartier
(Zweierkabine mit Dusche und WC oder 4er Zimmer). Nach kurzem Sicherheitsbriefing
legen wir ab. Die Berge sind mit dicken Wolken verhüllt und es regnet.
Die Gäste sind alle etwas aufgebracht über das schlechte Wetter.
Die Crew ist aufgestellt und behauptet, dass dieser Regen auch Besonderheiten
das Sounds zur Geltung bringen wird. Wir glauben es nicht so recht. Wir
kreuzen bis zur Mündung in die Tasman See. Dort tummeln sich Hunderte
von Seelöwen auf den von der Brandung umtosten Felsen . Vor dem Ankern
in einem ruhigen Arm des Fjords begleiten uns Delphine und vollführen
Luftsprünge neben dem Schiff. Jetzt sind Aktivitäten angesagt
und die gute Laune der Crew ist ansteckend. Die Möglichkeit zum Kanufahren
wird trotz Regen von vielen Gästen genutzt. Ich will es auch versuchen,
bin aber plötzlich nicht mehr so sicher ob ich soll, als mein Vordermann
bei Einsteigen gerade mal kippt. Alles geht gut, ich paddle dem Ufer entlang,
unter Baumästen durch und um Felsbrocken rum. Es war einmalig auch
bezüglich Nässe. Die ganze Nacht regnet es „wie aus Kübeln“
und am Morgen geht’s weiter und die Wolken hängen. Aber wir
sehen eine spektakuläre, einmalige Szenerie. Über die Berghänge
stürzen überall riesige Wasserfälle, teilweise sind die
Felsenwände flächig unter den herabstürzenden Wassermassen
versteckt. Der Wind hat aufgefrischt und es stürmt mit bis zu 70kn
Windgeschwindigkeit und das herunterprasselnde Wasser wird als Gischt
über den Sound gewirbelt. Es ist ein grandioses Schauspiel, nur lässt
es sich schlecht auf einen Film bannen, dauernd ist die Linse vom Regen
nass.
Die Schiffs-Crew hatte recht, es war eine erlebnisreichere Fahrt als bei
hellem Sonnenschein. Auf der Rückfahrt musste der Bus zweimal einen
sich über die Strasse ergiessenden Wildbach durchqueren.
Wieder mit dem eigenen Auto unterwegs erreichen wir Queenstown am
Lake Wakatipu, eine Touri-stenort mit reger Bautätigkeit, bekannt als
Sommer- und Skifahrzentrum. Nach einem kurzer Ab-stecher nach Arrowton,
einer restaurierten Goldgräberstadt mit einem sehenswerten Museum,
fahren wir über den Haast Pass an die Westküste bis nach Fox
Glacier. Eigentlich sollten wir von hier aus den Mt. Cook mit seinen
Gletschern nun von hinten sehen, aber das schlechte Wetter mit Wolken und
Nieselregen bleibt uns erhalten. Trotzdem fahren wir mit einem kleinen restaurierten
Raddampferböötli auf den Lake Ianthe/Mataki hinaus, um einige
ganz seltene Enten zu beobachten. Hokitika erreichen wir
gegen Abend und werden von unseren B&B Gastgebern herzlich empfangen.
Von hier geht’s über den Arthur’s Pass zurück
nach Christchurch. Die Air Neuseeland bringt uns nach Auckland und der Notherliner
Expressbus nach Whangarei zurück.
Die Neuseeländischen Landschaften sind äusserst vielfältig.
Die Weite der Felder, der Grasflächen, die Breite der Flussläufe
und der entfernt liegende Horizont geben Grosszügigkeit. Auf den
Weiden sind nicht 20 sondern 400 Kühe. NZ hat 4 Mio. Einwohner und
40 Mio. Schafe. Nebeneinander wach-sen Kiefern, Birken, Agaven, palmartige
Bäume und Obstbäume. Nicht zu vergessen sind die Rebbaugebiete.
Regenwald (im Fjordland gibt’s 7000mm Regen /J)und trockenes Grasland
liegen recht nahe zusammen. Die Vegetation auf 600m Höhe ist wie
bei uns auf 1800m, so ist hier auch die Waldgrenze bei 800-1000m und eine
scharf gezogene horizontale Linie am Berghang.
Nicht ohne Grund wurde der Film „Lord of the Ring“ auf der
Südinsel gedreht. All diese Landschaften, die geheimnisvollen, unheimlichen
Nebelstimmungen und die Bergkulissen entsprechen wirklich der Realität.
Unsere Reise war erlebnisreich und sehr interessant.
Jetzt sind wir daran das Schiff wieder startklar zu machen. An Ostern
wollen wir in Richtung Australien aufbrechen und die Tasman See überqueren.
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