Galapagos - Pazifik - Tahiti
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Am Karfreitag laufen wir von Salinas ( Ecuador) in Richtung Galapagos Inseln aus. Vor uns liegen 400 Seemeilen. Es ist empfindlich kühler geworden, der Einfluss des kalten Humboldt Stroms ist spürbar. Wir segeln bei leichten Winden manchmal müssen wir auch, um überhaupt vorwärts zu kommen und die Segel nicht allzu fest schlagen zu lassen, den Motor zu Hilfe nehmen. Wir steuern einmal mehr einen andern Kurs als wir aus der Karte herausgelesen haben, denn die Stromversetzung ist 15 Grad. Am Osterdienstag erreichen wir die Insel Santa Cruz und ankern vor Puerto Ayora. Schon begegnen wir den ersten Seelöwen, welche sich in der Bucht tummeln und sich faul auf den Badeplattformen der Schiffe räkeln. Leider darf man die Galapagos Inseln nicht mehr mit dem eigenen Schiff bereisen und ohne Führer an Land gehen. Mit einer Spezialbewilligung und einem grossen Geldbeutel, denn die Gebühren sind 200$ pro Person und Tag und zusätzlich die Kosten für den Führer, könnte man. So buchen wir eine 4 tägige Rundreise auf einem Touristenboot. Diese Tage waren eindrücklich und schön, erstens waren die Mitreisenden angenehm und unterhaltsam. Zufällig waren noch zwei weitere Seglerpaare, deren Schiffe auch in Puerto Ayora vor Anker lagen mit von der Partie. Wir liefen Baltra, Nord Seymour, Santa Fe, Española und Floreana an. Manchmal landeten wir am Sandstrand an und mussten durch knietiefes Wasser an Land waten, manchmal konnten wir über einen Felsen trockenen Fusses auf die Inseln gelangen. Auf den Sandstränden lümmelten die Seelöwen zu Hunderten herum und liessen sich von uns, wenn wir zwischen ihnen durchgingen überhaupt nicht stören.

In den Ankerbuchten schnorchelten wir und tummelten uns mit den Seelöwen im Wasser. Diese scheinen Spass daran zu haben mit uns plumpen Schwimmern im Wasser zu spielen. Pfeilschnell schiesst ein Seelöwe auf mich zu um 40 cm vor meiner Nase eine Rolle rückwärts zumachen und knapp unter mir durchzutauchen. Immer wieder kommen sie von einer andern Seite oder aus der blauen Tiefe. Die ins Wasser einfallenden Sonnenstrahlen lassen die Felle golden schimmern und die klugen dunkeln Augen gucken richtig belustigt, wenn wir durch das plötzliche Auftauchen erschreckt werden. Ich könnte stundenlang mit diesen Tieren schwimmen. Schildkröten paddeln 2 m unter mir vorbei und ich kann ihnen ohne dass sie erschrecken folgen.

Jede Insel hat eine andere Tierpopulation. Auf einer leben die Blaufuss –Tölpel. Es war gerade Balz- und Brutzeit, so dass wir aus nächster Nähe ihre Tänze sehen konnten: wie sie einen Fuss anhebend auf den andern stehen und wieder wechseln in einem regelmässigen Rhythmus. Dann drehen sie sich, spreizen die Flügel und verrenken den Hals. Andere sind am Brüten oder es sind schon Junge ausgeschlüpft. All das geschieht direkt auf oder neben den Wegen. Die Tiere haben überhaupt keine Scheu, man könnte sie sogar anfassen. Die Albatrosse sind riesige Vögel mit einer Flügelspannweite bis zu 2,5m. Irgendwie ist es schon ein Bisschen unheimlich und ungewohnt in nächster Nähe mit so grossen Vögeln zu sein. Die schwarzen Fregattvögel haben, um den Weibchen mehr Eindruck zu machen ihren leuchtend roten Hautsack an der Kehle fussballgross aufgeblasen. Rosarote Flamingos stolzieren in den Lagunen und fressen ganz kleine spezielle Krebse, welche den Farbstoff β-Karotin enthalten. So entsteht dann die Farbe der Flamingofedern. Grosse graue Land- und schwarz-rote Meeriguanas sitzen auf den Felsen. Leuchtend rote und schwarze Krebse stelzen über die nassen Steine am Ufer. An einem Sandstrand sehen wir Spuren von Schildkröten, welche während der Nacht zur Eiablage an Land gekommen sind. Leider sehen wir von den kleinen Galapagos Pinguinen nur wenige.

Die zutraulichen Tiere, welche ohne Scheu vor den Menschen aus nächster Nähe beobachtet werden können sind schon ein sehr eindrückliches, einmaliges Erlebnis.

Am 27. April verlassen wir die Galapagos Inseln. Vor uns liegt der Südpazifik und unser nächstes Ziel die Marquesas Inseln ist 3000 Seemeilen entfernt. Guter Wind begleitet uns und wir segeln zügig voran. Das grösste Tagesetmal war 202 nm. Die Bordroutine mit der 4 Std. Wache am Tag und 3 Std. Wache in der Nacht pendelt sich rasch ein. Der Wellengang ist so, dass ich immer kochen kann und meine Seekrankheit sich kaum bemerkbar macht. Wahrscheinlich habe ich mich doch ans Schaukeln gewöhnt. Die Nachtwachen haben immer etwas Spezielles zu bieten. Vorbeischwimmende Delphine ziehen eine leuchtende Spur hinter sich her, da das Plankton, angestossen durch die Bewegung fluoresziert. Ein prachtvoller Sternenhimmel wölbt sich über dem Meer, das Kreuz des Südens steht über unserem Kurs und rückwärtsblickend ist knapp über dem Horizont noch der grosse Wagen sichtbar. Helle Sternschnuppen schiessen wie 1.Augustraketen über den Himmel.

Nach 18 Tagen und 4 Stunden fällt unser Anker in der Hanavave Baie von Fatu Hiva. Eine grossartige Kulisse liegt vor uns: Felstürme, dichter grüner Regenwald, ein kleines Dorf unter Palmen und die hohen Berge versteckt hinter geheimnisvoll webenden Regenschleiern und Wolken.

Hier treffen wir wieder die Seglerfreunde von Colon. Auf der Insel können wir Früchte im Tauschhandel erwerben und bei unseren Ausflügen ins Innere der Insel sammeln wir wilde Mangos und Zitronen. Nach einigen Tagen müssen wir weiter, um die offizielle Einklarierung zu erledigen. Die kann nur in Hiva Oa oder Nuku Hiva erfolgen. So laufen wir Hiva Oa an. Dieser Hafen ist aber so rollig und dicht beankert, dass wir sogleich wieder auslaufen und über Nacht nach Nuku Hiva segeln. Vor dem Hauptort Taiohae liegen wir ebenfalls etwas rollig einige Tage vor Anker. Hier kann ich, allerdings zu Schweizerpreisen, meine Vorräte wieder auffüllen. Am Samstages-Markt ( ab morgens 05 Uhr) und Freitag und Montag gibt’s Gemüse zu kaufen. Nuku Hiva hat noch andere schöne Ankerbuchten, so dass wir uns in die B. du Contrôleur verholen. Mit dem Beiboot fahren wir den Fluss hoch nach Taipivai. Hier führen uns zwei einheimische Knaben auf einem kleinen Regenwaldpfad zu einer alten Kultstätte mit Tikifiguren und den Steinplattformen (maeae). Bis wir wieder zurück bei unserem Beiboot sind, ist Ebbe und der Flusslauf teilweise untief, dass wir rudern müssen. Bei der Mündung liegt eine Sandbank, wir lassen uns treiben und werden vom Ebbstrom elegant darübergesogen. Mit kräftigen Ruderschlägen überwinden wir die Brandung und können nun wieder unseren Aussenborder benutzen.

Auf der Nordseite der Insel liegen wir in der Baie d’Hatiheu als einziges Schiff vor Anker. Hier finden wir ein feines Restaurant und einen ausgezeichneten Führer, welcher uns in die ausgedehnte Archäologische Stätte Kamuihei –Tahakia und Hikokua führt. Petroglyphen, riesengrosse heilige Bäume und Steinplattformen sind im dichten Wald versteckt. Apropos dichter Wald: hier hat’s natürlich Millionen von Mücken und Nonos. Trotz Mückenmittel sehe ich am Abend wie ein Masernkind aus und es juckt.....

Das Kennzeichen der nächsten Insel Ua Poo sind die steil aufragenden, turmartigen Basalt Gipfel. Wir liegen wieder recht unruhig in der Bucht von Hakahetau, dauernd läuft Schwell in die Bucht .

Am Sonntag 6. 6. segeln wir am Morgen aus der Bucht in Richtung des Tuamotu Archipels, einer Ansammlung kleiner und grosser Atolle. Oftmals gibt’s dort kaum oder nur schmale Einfahrten durch den Riffgürtel in die Lagunen und der Strom setzt heftig ein- oder auswärts je nach Tidenstand. Am Mittwochmorgen, nachdem wir mit wechselnden Winden mehr oder weniger vorwärts gekommen sind, übergebe ich die Wache an unseren Mitsegler. Hinter uns stehen dunkle Squallwolken. Im Halbschlaf merke ich wie der Wind auffrischt und stehe auf, um beim Einreffen des Grosstuches zu helfen. Ich bin noch nicht bis ins Doghouse gekommen, da läuft das Schiff plötzlich einen Schlenker und fällt unkontrolliert ab. Es gibt eine Beinahe-Patenthalse (der Bullenstander verhindert es) und das Steuerrad dreht leer.

Der Tillerarm (vom Ruder zum Steuerrad) ist gebrochen. Für uns heisst das: Not-pinne montieren und das Schiff (das Ruder) direkt (ohne kräftesparende Über-Setzungen) zu steuern. Vorerst muss das Ruderblatt, welches sich am Schiffsrumpf festgekeilt hat, gelöst werden. Einer muss angeleint ins Wasser und mit Hammer und Beil versuchen das Ruder loszuschlagen. Dies gelingt nach einigen Versuchen. Das Schiff ist wieder steuerbar. Die Notpinne wird mit dicken Leinen über die Winchen fixiert und nur soviel Spiel gelassen, dass das Schiff mit wenig Ruderausschlag gesteuert werden kann. Es braucht ausnehmend viel Kraft zum Steuern. Ich muss mit meinem ganzen Körpergewicht ziehen und stossen und schaffe dies Anstrengung am ersten Tag eine knappe Stunde, später werde ich immer nach einer halben Stunde abgelöst. So gibt’s nun einen neuen Wacherhythmus: ich steure eine halbe Stunde, mein Mann eine Stunde und unser kräftiger Crewmann eineinhalb Stunden. Unter diesen Notmassnahmen können wir die engen, strömungsreichen Atoll-Einfahrten der Tuamotus nicht befahren. Wir beschliessen das 300 nm entfernte Tahiti direkt anzusteuern.

Am Freitagmorgen 11.6. bei Dunkelheit erreichen wir die mit Leuchttonnen markierte Riffdurchfahrt von Tahiti und die Richtfeuer leiten uns ins Hafenbecken von Papeete, wo wir morgens um 3 Uhr Anker werfen und erst mal bis zum Morgengrauen schla-fen. Bei Tag fahren wir zwischen Riff und Insel zur Marina Taina, wo wir unter Notpinnensteuerung perfekt am Steg anlegen und uns in den folgenden Tagen um die Reparaturen kümmern können.

Die Inseln von Französisch Polynesien haben eine übervolle Natur. Alles ist üppig und grün, Früchte wachsen reichlich (Mango, Papaya, Pampelmusen, Zitronen, Bananen, Orangen) und überall blühen exotische, farbenprächtige Blumen. Frauen und Männer stecken sich Blüten hinter die Ohren, die Tiareblüten duften herrlich. Leider sehe ich nicht sehr viele hübsche Polynesierinnen, die meisten sind korpulent. In Taiohae haben wir einen lokalen traditionellen Tanzanlass besucht, es war faszinierend den Frauen und Männern beim Tanzen zuzusehen. Wenn man das sieht, merkt man, was wir für steife Menschen sind.

Die offiziellen Sprachen sind Französisch und Maohi, d.h. Tahitisch. Die Wörter bestehen vorwiegend aus Vokalen, z.B. danke vielmals = mauruuru roa, ich verstehe nicht = Aita i ta’a ia’u , wobei man es so ausspricht wie man es schreibt.

In den nächsten Wochen werden wir weitere Inseln von Französisch Polynesien entdecken, wie Moorea, Huahine und Bora Bora. Bis gegen Ende August dürfen wir in dieser französischen Outre-Mer Provinz bleiben.

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