Panamakanal - Ecuador - Peru
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Das Schiff ist für den Kanaltransit bereit. Auf beiden Seiten hängen 7 mit Müllsäcken umwickelte Autoreifen und alle unsere Fender, um das Schiff gegen Schäden in den Schleusen zu schützen. Vier 38m lange Leinen sind, wie vorgeschrieben, ebenfalls an Bord und zwei professionelle Linehandler angeheuert. Der 21. 2. 04 ist unser Transittag. Um 9 Uhr sollten wir in den Flats draussen ( vor der Einfahrt in die erste Schleuse) unseren Lotsen an Bord nehmen. Doch er wird vom Pilotboot mit 1½ Stunden Verspätung gebracht. Auch zwei andere Schiffe, ein weiteres Schweizerschiff (Titom mit Genfereigner) und ein Englisches warten seit morgens 7 Uhr. Wir werden hinter einem grossen Italienischen Frachter an einem Tugboat festgemacht die drei Gatunschleusen überwinden. Der Frachter ist sehr anständig, er lässt seine Maschine für die Schleusenausfahrt nur sehr gedrosselt laufen, so dass wir wenig Turbulenzen bekommen. Das Riesenschiff wird ja auch zu beiden Seiten von Lokomotiven gezogen. In der bezeichneten Fahrrinne durchqueren wir den Gatunsee. Der Lotse eröffnet uns, dass es jetzt zu spät sei die letzten drei Schleusen an der Kanalausfahrt zu passieren und dass wir im Gatunsee, neben dem Fahrwasser in Gamboa über Nacht ankern müssen. Es ist erst 15 Uhr, aber wir müssen uns den Anordnungen des Lotsen fügen. Auch die beiden andern Boote gehen neben uns vor Anker. Auf der Titom herrscht ein Gedränge, haben sie neben den Linehandlern noch drei Schwedische Tramperinnen für die Kanaldurchfahrt an Bord genommen. Nun müssen die vielen zusätzlichen Leute auch noch übernachten und verköstigt werden. Unsere professionellen Linehandler lassen sich von einem kleinen Boot abholen und werden dann am Morgen wieder kommen. Das heisst für uns, über Nacht kein Gedränge, dafür zweimal Linehandler- Lohn. Am nächsten Morgen erscheinen sowohl unsere Helfer, wie auch der Lotse pünktlich und wir werden zusammen mit den andern beiden Segelschiffen im Dreierpack ( wir in der Mitte) center-camber geschleust. Wir sind diesmal alleine in der Schleuse ohne einen Frachter. Wir sind voll in der Video-kamera der Miraflores-Schleuse und die Familie in der Schweiz kann uns über die Homepage des Panamakanals live verfolgen.

Das letzte Schleusentor geht auf und nun sind wir mit unserem Schiff im Pazifik.

In Panama City bekommt unser Schiff einen neuen Unterwasseranstrich und liegt deshalb einige Tage auf dem Trockenen. In dieser Zeit stürzen wir uns in den Karneval der Stadt. Einige bunte Wagen mit den lokalen Schönheitsköniginnen und lauter Musik ziehen vorbei, aber vor allem beherrschen Konfettiregen die Strassen. Konfetti hat es am Ende des Tages wirklich überall. Auf den Strassen wandeln wir auf einem Konfettiteppich. Wir selber sind von zuoberst bis zuunterst, von aussen bis auf die Haut voll davon. Die einzige Art sich zu wehren ist: sich auch mit einem Sack Konfetti zu bewaffnen und die Anderen damit zu bewerfen, am Besten wenn sie lachen oder sprechen.

Wieder im Wasser schaukeln wir an einer Boje vor Balboa gerade neben dem Kanalfahrwasser. In der ersten Nacht erleben wir eine böse Überraschung. Plötzlich werden wir von einem Riesenklatsch geweckt. Eine Welle, verursacht von einem vorbeifahrenden Schiff, schwappte durch die offenen Bullaugen ins Schiff. Der Mitsegler wird in seiner Koje pudelnass, Matratze, Salon, unser Bad ist mit Salzwasser überschwemmt. Das gibt ein nächtliches Putzen und am Folgetag eine Riesenwäsche und Entsalzungsaktion.

Wenigen Tagen später brechen wir zu den Las Perlas Inseln auf, wo wir in Buchten ankern. Wir müssen uns wieder an Ebbe und Flut gewöhnen, der Pazifik hat hier einen Tidenhub von 2-4 m. Die Ankerbuchten wechseln so das Aussehen zweimal am Tag: einmal bei tiefem Wasserstand gibt’s grosse Sandstrände, bei Flut sind sie verschwunden und das Wasser ist nahe an den Palmen.

Am 12.3. setzen wir Segel für die 600 sm lange Strecke nach Ecuador. Wieder halten wir einen grossen Abstand zur Küste ein, segeln wir doch wieder an der Küste Kolumbiens vorbei. Auch hier gilt wieder: keine Positionslichter in der Nacht, dafür Radarbeobachtung auf den Wachen. Guter Wind bringt uns die ersten 3½ Tage gut vorwärts trotz den 1-2 Knoten Gegenstrom, dann schläft der Wind ein und wir müssen motoren. Die letzte Nacht vor dem Einlaufen in La Libertad (Salinas, Ecuador) ist noch hektisch. Hunderte von Fischernetzen, verbunden mit langen, oberflächlichen Leinen machen uns das Leben schwer. Die Schwimmbojen der Netze tragen eine Fackel, das sieht man gut, aber welche Lichtlein mit welchen verbunden sind kann man nicht ausmachen. Vorsichtig suchen wir uns einen Weg durch dieses Gewirr, aber plötzlich machen wir keine Fahrt mehr und hängen in einer Leine. Das nächtliche Entwirrspiel ist nervenaufreibend.

Am frühen Morgen laufen wir in den Hafen Puerto Lucia von La Libertad (Ecuador) ein. Hier beginnt das übliche Aufräumen und Putzen. Wir beeilen uns , da wir für zwei Wochen eine Landreise als Rucksacktouristen in Ecuador und Peru geplant haben.

Mit öffentlichen Bussen und einem Flug von Guayaquil nach Quito sind wir nun in der 2800 m hoch gelegenen Hauptstadt von Ecuador (1,4 Mio. Einwohner). Renovierte Kolonialhäuser, grosse Plätze und zahlreiche mächtige Kirchen prägen das zentrale Stadtbild. Die Stadt selbst dehnt sich über mehrere Hügel aus, in der Mitte ein unbebauter Hügel El Panecillo mit einer riesigen Statue der geflügelten Virgen de Quito. Wir fahren wir mit dem Bus nordwärts nach Otavalo. Hier ist das Zentrum der Weber und ein sehr berühmter Indio Markt. Ich kann mich an den bunten gewobenen Tüchern, Teppichen, Taschen usw. kaum satt sehen. Auch feine Jacken, Pullover, Ponchos aus Alpacca Wolle sind billig zu haben. Leider habe ich in meinem Rucksack, wo ich ohnehin nur mit Mühe und unter Verwendung von Plastiksäcken zum Vakuumieren meiner Kleider packen konnte, keinen Platz. Am Folgetag geht’s per Bus südwärts nach Riobamba. Wie üblich kostet im Bus eine Stunde fahren 1 $.

Die Fahrt durch die Hochebene ( immer zwischen 2700- 3500m), über Pässe, am Fusse der 5- und 6-tausend Meter hohen Vulkane ist eindrücklich. Leider sind die Berge meistens eingenebelt, denn wir haben noch Regenzeit. Mich erstaunt, dass in solchen Höhen Mais, Kartoffeln und spezielles Getreide gedeiht. Kühe, Schafe und Esel weiden im Pampagras. Die Luft ist klar, das Licht ganz speziell, am ehesten vergleichbar mit einer Westaufhellung über dem Zürichsee.

Riobamba (2750m) ist der Ausgangspunkt für die Zugfahrt auf einer weltberühmten Strecke. Früher war Quito durch eine Eisenbahnlinie mit Guayaquil verbunden. Aber Erdrutsche und Erdbeben zerstörten immer wieder ein Stück der Strecke. Erhalten blieb das Teilstück von Riobamba bis Sibambe, inklusive dem berühmten El Nariz del Diabolo. Hier wurden die Geleise in einem sehr steilen, felsigen Gelände in Spitzkehren angelegt. Der Zug fährt um 07 Uhr ab. Wie die meisten andern Passagiere sitzen wir auf dem Dach der Zuges. Zum Glück wurde vor einiger Zeit die Dampf- durch eine Diesellok ersetzt, so werden wir weniger schmutzig. Die mehrstündige Zugfahrt ist grandios. Die fruchtbare Hochebene mit Feldern, Seen, Dörfern und Höfen, umrahmt von den hohen Vulkanen ist eindrücklich, dann wieder fahren wir durch tief eingeschnittene felsige Täler mit strudelnden Bächen. An den wenigen Haltestellen wird auch Essbares angeboten. Ich verzehre eine im Teig gebackene Banane. Mhh das war fein und sogar der Verdauung zuträglich. Mineralwasser und Süssigkeiten werden während der Fahrt von auf dem Dach hin und her laufenden Händlern angeboten. Diese Zugfahrt war einer der Höhepunkte unserer Reise.

Cuenca ist unsere nächste Station, welche wir wieder nach einer halsbrecherischen Busfahrt erreichen. Ich glaube, dass die Buschauffeure Rötgenaugen haben, denn sie können problemlos vor Kurven und Kuppen überholen. Auch die Überholmanöver bei Gegenverkehr klappen. Der Entgegen-kommende und der zu Überholende weichen etwas an den Strassenrand aus und schon hat unser Bus Platz zum Durchfahren. Irgendwo auf einem Pass ( wahrscheinlich ca. 3400 m) zieht der Fahrer mal die Schrauben an den Vorderrädern an.....

Cuenca ist eine hübsche Stadt, wieder mit zahlreichen Kirchen, schönen Plätzen und Gebäuden. Ein sehr kleines Museum macht uns wieder einmal klar, dass vor den Inkas viele, ebenso entwickelte Kulturen mit schöner Keramik usw. Ecuador besiedelten. Einzig der Goldsegen scheint eine Inka-spezialität. Am Sonntag ist die Stadt ( wie jede Stadt auf der Welt) recht tot, so dass wir einen Ausflug und eine Wanderung in den Hügeln der Umgebung machen. Auch ohne Wanderkarte finden wir einen Weg und auch wieder den Rückweg ins Dorf.

Am nächsten Tag fliegen wir ( nach einer Busfahrt nach Guayaquil ) nach Lima (Peru). Lima liegt auf Meereshöhe. Wenn wir schon so nahe an den berühmten Inkaruinen sind, wollen wir diese auch besichtigen. Einen kurzen Tag verbringen wir in der Hauptstadt Lima. Mein erst Eindruck ist: furchtbar chaotischer dichter Verkehr. Wir können in der kurzen Zeit nur einen Eindruck von der Stadt gewin-nen: im Zentrum grosse Kirchen, Klöster, schöne Plätze und wieder die Kolonialhäuser mit den maurisch beeinflussten Balkonen. Leider ist die Zeit für Museumsbesuche zu kurz.

Wir fliegen weiter nach Cuzco ( 3300 m ü.M.). Eine wunderbare Stadt mit engen Gassen, kleineren und grösseren Kirchen und schönen Plätzen. Hier gefällt es mir sehr gut. Kaum angekommen erhalten wir im Hotel einen Coca Tee, welcher die nötige Energie und Anpassung an die Höhe bringen soll. Trotzdem merken wir bei unserer Wanderung zu den Inkaruinen in den höhergelegenen Hügeln die Höhe von 3600 Metern.

Am nächsten Tag bringt uns der Zug, welcher durch bewirtschaftete Hochebenen und Wildwassertäler führt nach Agua caliente. Busse transportieren uns zum Eingang der berühmten Inkaruinen von Machu Picchu. Es ist ein gewaltiger Anblick: die Überreste dieser grossen Inkastadt oder Heiligtums vor den umgebenden steilen Berggipfeln. Nebel und Wolken weben immer wieder durch die tief ein-geschnittenen Täler am Fusse der Stadt und um die Gipfel. Unser Führer gestaltet den Rundgang spannend und führt uns treppauf und ab. Der Unterschied zwischen den sakralen und profanen Bauten ist offensichtlich. Die Mauerwerke der profanen sind mit rauen, unregelmässigen Steinquadern und Mörtel gemacht, die der sakralen sind glatt geschliffen, von regelmässiger Form und ohne Mörtel aufeinandergefügt.

Die Rückfahrt bringt uns nochmals einen eindrücklichen Ausblick. Bei Dunkelheit fährt der Zug seine Spitzkehren über der Stadt Cuzco, welche die Kirchen und Plätze beleuchtet hat und wie im Märchen aussieht.

Von hier fliegen wir wieder über Lima zurück nach Guayaquil und im Bus geht’s nach La Libertad, wo das Schiff liegt.

Es war eine sehr eindruckvolle und spannende Reise. Die Inkakultur in Peru ist berühmt. Aber Ecuador gefällt mir besser. Auf kleinerem Raum kann man National-Parks mit Vulkanen bis 6000m besuchen und Touren machen. In der Hochebene gibt’s viele Möglichkeiten für Wanderungen, Bikes –Touren und Reiten und wer will kann auch im Regenwald auf den Zuflüssen zum Amazonas mit dem Boot unterwegs sein.

Die Bevölkerung ist freundlich, sauber und farbenprächtig in ihren je nach Herkunft verschiedenen Bekleidungen.

Es würde mich locken Ecuador noch einmal für eine längere Zeit zu bereisen.

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