Bericht: kleine Antillen ( West Indies, Karibik)
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Am 20. Dezember laufen wir in Le Marin ( Martinique) wieder aus und nehmen Kurs auf St. Lucia. Bei schönem klarem Wetter ist es möglich von einer Insel zur nächsten Insel zu sehen. Wir haben also keine grosse Segeldistanz vor uns. Eigentlich ist mir dies nur recht, habe ich doch während dem Aufenthalt in Martinique meine Seebeine etwas verloren und die Wellen bei dem doch recht guten Wind verderben mir gründlich den Appetit. In St.Lucia laufen wir in die Rodney Bay ein und treffen bei unserer Hafenbesichtigung auf zahlreiche Schiffe des ARC ( ARC ist ein Transatlantic Rallye/Regatta, welche jährlich von Gran Canaria nach St.Lucia segelt und maximal 250 Schiffe teilnehmen können.) Im 2001 sind die Schiffe einen Tag nach uns gestartet und das letzte Schiff kam knapp einen Monat nach dem Start ohne Mast und ohne Hauptmotor der Diesel an. Im Hafen gefiel es uns nicht, so dass wir in der Bucht draussen vor Anker gingen. Es ist fein schnell vom Schiff aus zu schwimmen oder zu schnorcheln und der grössere Aufwand für den Landgang oder zum Einkaufen das Beiboot benützen zu müssen lohnt sich alleweil.

Wie üblich wollten wir unsere Mail per Handy holen und auch telefonieren, aber es funktionierte nicht. Wie wir in Erfahrung bringen konnten, haben die Inseln südlich von Martinique andere Sendefrequenzen und eine andere Übertragungstechnik. So waren wir ohne Email und Handy bis wir anfangs Februar 02 wieder zurück in Martinique waren. Deshalb war Funkstille und alle Weihnachts- und Neujahrsgrüsse blieben im Postkorb liegen.

St. Lucia ist touristisch ordentlich erschlossen, es hat Hotels an den schönen Sandständen, aber dieses Jahr recht wenig Gäste. Wegen dem 11. September gab es viel weniger Buchungen und auch bei den Segelschiff-Charterunternehmen blieben die meisten Schiffe an den Stegen.

Eine weitere Etappe führte in die Marigot Bay. Diese Bucht ist von Mangroven eingerahmt und am Strand stehen Palmen, ein kleines Hotels und rund um die Bucht verführen die verschiedensten Restaurants die Crews der ankernden Schiffen zum Sundowner oder zum Essen ein.

Eine nächste Bucht zwischen zwei Bergen drin, dem Grossen und dem Kleinen Piton, hat mir landschaftlich und wegen den ausgezeichneten Schnorchelgünden sehr gut gefallen. Hier hatte es noch richtig schöne bunte Korallenstöcke, Riesenseeigel und ein Reigen bunter schillernder Fische von allen Grössen. Entlang der ganzen Küste ist ein Korallenschutzgebiet und das Ankern verboten.

Die Korallenschutzvereinigung hat dafür in den verschiedenen Buchten Festmacher-Bojen ausgelegt und es können nur so viele Schiffe wies eben Bojen hat festmachen. Auf dem Rückweg wollten wir nochmals diese schöne Bucht besuchen, aber da alle Bojen besetzt waren, mussten wir noch etwas weiter segeln. Dies war auch gut, so ergaben sich neue, resp. andere Möglichkeiten für den Landgang. Wir stiegen, resp. kletterten mit einem einheimischen barfüssigen Rastaführer auf den kleinen Piton. Dieser Berg hat ungefähr die Form des kleinen Mythen, ist ca. 750m hoch und der "Weg" führt durch "Urwald". Im sehr felsigen Bereich sind einige Seile angebracht, damit man besser über die Felsen klettern und sich hochziehen kann. Ich empfand es einfacher als bei uns in den Bergen. Immer wieder fand man eine dicke Wurzel, einen Baumstamm oder einen Ast um sich zusätzlich zu halten (und nicht nur Felsgriffe) und vor lauter Grün konnte ich nicht eigentlich in die Tiefe schauen und meine mangelnde Schwindelfreiheit spielte keine Rolle.

Die nächste Insel, welche wir anliefen war St.Vincent. Alle diese Inseln sind vulkanischen Ursprungs. Im Meer draussen gibt’s noch einen aktiven Unterwasservulkan, welcher im Dezember 01 wieder eine gewisse Aktivität entwickelte. Jedenfalls wurde empfohlen dies Stelle mit gutem Abstand von mindestens 1 sm zu umfahren ( ist auf der Seekarte zu lokalisieren). Auf St. Vincent herrscht grosse Arbeitslosigkeit und es scheint auch, dass viel Hasch angebaut und gekifft wird. Vor den Buchten, noch auf dem offen Meer draussen in Sichtweite der Einfahrt, kommen die Einheimischen gerudert oder moderner und schneller mit dem Aussenborder am Schiff und bieten ihre Dienstleistungen an: eine freie Boje zeigen, Bojenleine an Bord geben, Heckleine an einem Baum anbinden usw. All das ist natürlich nicht gratis.... Man kann sich kaum wehren. Später kommen dann die Schmuck-, Gemüse-Früchte-, Fisch-, Brot- und T-Shirtverkäufer und umringen das Boot, klammern sich an die Reling und wollen das grosse Geschäft machen. In der Wallilabou Bay können wir einklarieren, hier ist das Zollhäuschen am späteren Nachmittag ca. 2 Std.besetzt. Beinahe auf jeder Insel muss man sich mit allen Schiffs- und Mannschaftsdokumenten auf dem Zoll und der Immigration an- und abmelden, muss etwas bezahlen und die Kopie des Ausklarierungsformulares der letzten Insel zeigen. Auch hier herrscht Bürokratie, ganz frei lebt es sich nicht.

Am Sonntag 30.12.01 treffen wir auf der bekannten Seglerinsel Bequia ein und ankern mit vielen andern Schiffen in der Admiralty Bay. Am 31.12.kommen grosse Kreuzfahrtschiffe: die Seacloud II, Club med. 1 und 2 und zwei grosse Dreimaster ( u.a. die Amsterdam) in die Bucht. Alle wollen hier Silvester feiern. Es war auch etwas Besonderes. Vom Ufer her hörte man karibische

Steelband-Musik und in Ermangelung von Kirchenglocken wurde das alte Jahr mit allen Schiffssirenen verabschiedet und nach einer kurzen Pause das neue willkommengeheissen. Ein gewaltiger Sound

hallte über das Wasser.

Zum Jahresbeginn machten wir eine Insel-Entdeckungsfahrt per Taxi. Der Fahrer konnte uns Einiges über Flora und Fauna erklären. Früchte wachsen sehr viele: Mangos, Papaya, Bananen, Passionsfrüchte, Kokosnüsse, auch Gemüse hat es u.a. Brotfrüchte, Christophinen, Gurken, Tomaten, Aubergine, Kürbis, Bohnen. Baumwolle wächst ebenfalls. Bei diesem fruchtbaren Klima und genügend Feuchtigkeit ist es um so erstaunlicher, dass die Preise auf dem Markt so hoch sind. Für ein Pfund Tomaten, 2 Grapefruits, 3 kleine Gurken und eine Papaya bezahlt man ca. 25 Sfr.

In den nächsten Tagen segeln wir weiter zu den nächsten Inseln: Canouan, Mayreau, Union Island, Carriacou. Vor der Insel Carriacou liegt das Sandy Island. Der Name erklärt eigentlich schon alles: diese Insel ist klein, vielleicht 200m lang und 30m breit mit einem weissen Sandstrand und 6 Palmen. So feinen Sand habe ich noch nie gesehen oder gespürt. Es war wie laufen auf Puder. Sandy Island wurde vor wenigen Jahren während des Wirbelsturms Lenny etwas grösser, da durch Wellen und Wind sehr viel neuer Sand abgelagert wurde. Da es etwas zuviel Wind hatte, konnten wir nur für einen Badehalt und nicht für die Nacht ankern.

Unser nächstes Ziel war St. George's auf Grenada. Hier konnten wir an einem sehr wackligen, halb zerfallenen Steg festmachen. So war es einfacher an Land zu kommen, um täglich einen neuen Teil der Insel zu erkunden. Die Strassen sind teilweise extrem steil, denn sie werden senkrecht zu den Höhenlinien angelegt, egal wie weit es aufwärts geht. Zudem sind sie bombiert und haben seitlich tiefe Strassengräben, um die Niederschläge aufzunehmen. Linksverkehr, löchrige oder geflickte Strassenbeläge, enge Strassen erschweren den Verkehr und in der Hauptstadt herrscht ein Verkehrschaos und eine Parkplatznot. Nachteilig war, dass über die Landleinen auch Ungeziefer an Bord kam. Zum ersten Mal auf unserer Reise mussten wir auf Kakerlakenjagd gehen, d.h. wir legten Fallen aus und "bewaffneten" uns gegen Abend ( meistens kommen diese Tiere erst abends zum Vorschein) mit Insektenspray. Die Aktion war erfolgreich, vorläufig haben wir keine solchen Krabbeltiere mehr gesehen. Die südliche Küste Grenadas ist durch zahlreichen Buchten "ausgefranst". Da haben wir auch Ankerplätze gesucht und es ist kaum zu glauben: in einer versteckten sehr gut geschützten Buch, einem sogenannten "Hurrikan hole" waren wir das einzige Schiff. Auf Grenada hat es eine sehr schöne und für die medizinische Fakultät bekannte Universität. Die Bevölkerung auf den Inseln ist ein Völkergemisch. Ursprünglich wohnten die friedfertigen Arawaks auf den Inseln und wurden dann durch die aus Südafrika eingewanderten Caribs vertrieben. Später brachten die Spanier sehr dunkelhäutige afrikanische Sklaven und auch viele Arbeitskräfte aus Indien wurden importiert. Deshalb sind die Leute bezüglich Hautfarbe und Physiognomie sehr verschieden. Offizielle Sprache ist entweder Englisch oder Französisch ( Martinique zB ist eine französische Provinz, deshalb mussten wir uns ab Januar auch mit dem Euro auseinandersetzten). Die Einheimischen haben aber auch ihre eigene Sprache, ein Gemisch von Englisch, Französisch und wahrscheinlich einer alten Eingeborenensprache.

Grenada war unser vorläufig südlichster Punkt und auf der Rückfahrt nach Martinique suchten wir wenn möglich noch für uns unbekannte Buchten oder Inseln auf. Zwei Nächte verbrachten wir recht schaukelnd vor Anker in den Tobago cays. Mehrere kleine Inseln sind mit einem Riff verbunden und die Lagune dazwischen so einigermassen geschützt. Das Wasser ist türkisblau, die Stände weiss und mit Kokospalmen bewachsen, eigentlich so, wie man es von Postkarten aus der Karibik kennt. Hier wäre es ideal um am Riff zu Schnorcheln, aber die Wellen und die Brandung am Riff waren zu hoch und zu stark. Natürlich wollten wir auch die Insel Mystique besuchen, welche ganz speziell ist. Hier haben sehr viele Schauspieler, blaublütige Prominenz oder einfach sehr reiche Leute ihre Ferienvilla auf riesigen Grundstücken. Dem Standard entsprechend wirkt die ganze Insel sehr gepflegt und Massentourismus ist verboten, d.h. Reisegruppen dürfen maximal 25 Personen zählen. So kann z.B. der Club Med seine Kreuzfahrtschiffe nicht einfach auf die Insel entleeren.

Seglerisch war die Rückfahrt aufwändiger, da wir gegen den Wind aufkreuzen mussten. Das braucht mehr Zeit, gibt mehr Umtriebe und das Schiff hat Schräglage, besonders als der Wind auf 7Bf auffrischte und wir mit einem Reff und der kleineren Fock segelten. Aber die Tagesstrecken waren nicht sehr gross und meine Seefestigkeit hat (zum Glück) wieder zugenommen.

Ende Januar waren wir wieder in Martinique und ich konnte mich mit den im Postkorb lagernden Mails beschäftigen bevor wir für zwei Wochen in die Schweiz zurückflogen.

Bald ist die Schweizerzeit abgelaufen und wir werden die nächste Etappe ( grosse Antillen bis Florida) in Angriff nehmen.

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